Montag, 23. November 2009

Stürmer-Stil

Vor knapp einem Monat fand in Hechingen das von der Deutschen monarchistischen Gesellschaft organisierte 2. wissenschaftliche Monarchieforum statt. Die überraschend gut besuchte Veranstaltung bot sowohl kulturelle (Besuch der Burg Hohenzollern, gemeinsamer Gottesdienst) wie auch intellektuelle (etwa der Vortrag von Prof. Dr. Julius Schoeps) Anreize für die Besucher aus allen Altersklassen.

Natürlich war auch die Presse herzlich eingeladen, sich ein eigenes Bild von den oftmals belächelten oder in einer falschen Ecke verorteten deutschen Monarchisten zu machen - wir sind ja nicht die NPD, die ganze Presseteams vor den Parteitagen aus dem Saal jagt. So war auch "Der Freitag" mit Herrn Mark Stöhr vor Ort, ein linksliberales Blatt aus Berlin. Auch damit haben wir keine Probleme. Wir sind ja keine Rechtsextremen. Vielleicht aber doch: "Bis der Kaiser endlich Ja sagt"

Schon der Anfang des Artikels ist bezeichnend:
"So sehen also Monarchisten aus. Die Alten sind rüstige Rentner mit Pullunder und Krawatte, essen Schwarzbrot und stehen früh auf. Die Mittelalten haben Mittelstandsbäuche und rote Adern im Gesicht. Und die Jungen sind käsig vom vielen Bücherlesen. Verpickelte und verdruckste Stubenhocker die einen, nassforsche Burschenschaftler-Burschen die anderen. Die Monarchisten sehen aus wie viele, aber sie wollen nur das eine: ihren Kaiser zurück."

Davon mal abgesehen, dass nicht ein einziger als Burschenschaftler zu erkennender Jugendlicher auf der Veranstaltung war: Was sagt diese "Information" denn nun aus über die Qualität der Veranstaltung, das Anliegen allgemein oder überhaupt? Wenn man vom Bundesparteitag der Linkspartei, der CDU oder der evangelischen Bücherfreunde Emsland berichten würde, könnte man das nicht ganz genauso beschreiben? Immerhin: Einerseits schildert Stöhr hier, dass die Monarchisten sich quer durch Gesellschaft und Berufsgruppen ziehen, andererseits disqualifiziert er sich netterweise durch diese Einleitung sofort selbst als Journalist. Die informationslose Schilderung des Aussehens oder der Essgewohnheiten (!) der Anwesenden hat mit Qualitätsjournalismus ungefähr so viel zu tun wie chinesische Hinrichtungskonvois mit rechtsstaatlichen Prinzipien. Woher kennen wir nur diese Aneinanderreihung negativer Klischees? Genau!

Zu beachten ist aber gerade der zweite Teil des "Artikels":
"Dann tritt Günther G.A. Märklein auf, Direktor des Bismarck-Museums in Jever. Er fordert eine „Regeneration der Geschichtskenntnis“ und eine „Rückkehr zu einem Menschenbild, wie es ist und nicht wie es sein soll“. Märklein ist gegen vieles: Gegen die Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen, gegen eine „staatenlose Weltgemeinschaft“, gegen die Ostpolitik der SPD, gegen den „Einheitsbrei eines Coca-Cola- und-McDonald‘s-Paradieses“. Die Stimmung im Saal wird schwitzig und johlend, aus überwiegend freundlichen und friedlichen Zeitgenossen sind polternde Eiferer einer neuen konservativen Revolution geworden."

Zunächst sei angemerkt, dass die sorgfältige Recherchearbeit Stöhrs scheinbar nicht zu Tage gefördert hat, dass der Referent Marklein und nicht "Märklein" heißt. Desweiteren sei jedem offen, den vollständigen Vortrag von Herrn Marklein hier nachzulesen. Keine Frage: Herr Marklein ist (national)konservativ. Das waren die Zuhörer offensichtlich auch (wovon ich mich nicht ausnehme). Fakt ist aber, dass zu keinem Zeitpunkt - wie durch die zusammenhangslosen Zitate suggeriert - die Grenze zu rechtsextremen Gedankengut überschritte wurde. Herr Marklein hat seine persönliche politische Meinung (im Kontext eines ausgezeichneten Vortrages) geäußert, die im Saal breite Zustimmung fand. Das konnte Herr Stöhr wohl nicht vertragen, anders sind die polemisch verfassten "Zitate" in dem Artikel kaum zu werten. Dass Marklein sich während des Vortrages gegen Hitler und seine "absurden Rassenideen" (Zitat Marklein) ausgesprochen hat, bleibt unerwähnt.

An für sich müsste man diesem gossenjournalistischen Artikel keine Beachtung schenken. Der Treppenwitz kommt aber noch. Kurz nach Erscheinen des (Online)Artikels erreichte folgende Email von Herrn Stöhr die Veranstalter des Forums:
"Lieber Herr ...,
mein Text über das Monarchieforum ist erschienen.
Er ist letztlich doch schärfer ausgefallen, als ich ursprünglich plante, weil ich mich von Ihnen und Ihren Kollegen sehr freundlich aufgenommen fühlte. Der Vortag
(sic) von Herrn Märklein und der Stimmungsumschwung im Saal, der dadurch stattfand, haben mich aber nachhaltig geschockt. Das hatte für mich nichts mehr mit der gar nicht einmal so uncharmanten Idee zu tun, den Bundespräsidenten durch einen Monarchen zu ersetzen, hier trat vielmehr ein ideologisches Fundament zutage, das ich zutiefst ablehne und auch für gefährlich halte.
Ich hoffe, Sie sind mir nicht zu sehr böse.
Herzliche Grüße, Mark Stöhr"


Na dann mal herzlichen Dank, Herr Stöhr. Sie fühlten sich also freundlich aufgenommen und herzlich eingeladen, aber kaum das eine Meinung geäußert wird, die von der Ihrigen abweicht, müssen Sie den gossenjournalistischen Papiertiger freilassen. Mir persönlich ist ein Gutteil der Teilnehmer wie auch der Referent Marklein (er hat es auch in dieser Email nicht lernen können) persönlich bekannt und ich kann sie allesamt - wie auch mich selbst - von genau dem Tatbestand freisprechen, den Sie uns vorwerfen: Einstellungen zu vertreten, die zu Recht als rechtsextrem gebrandmarkt sind. Nicht freisprechen kann ich Sie davon, Gossenjournalismus zu betreiben und das Recht auf freie Meinungsäußerung von Ihrer eigenen politischen Gesinnung abhängig zu machen. Dafür fällt mir eigentlich nur ein Wort ein: Traurig.

Welcome back, Thielus!

Es freut mich sehr vermelden zu können, dass mein geschätzter Kommilitone und Freund Thielus nach langer Abstinenz nun auch wieder in die Blogosphäre zurückgekehrt ist!

Unter http://thielus87.wordpress.com sind seine Ergüsse zu finden und zu genießen.

Das sollte mich jetzt mal ermutigen, hier auch wieder was reinzuschreiben. Ich habe zwar gelinde gesagt keine Ahnung wer hier überhaupt noch mitliest, aber ich schreibe ja auch nur aufgrund meines narzißtischen Dranges, unbedingt meinen Senf dazugeben zu müssen. Halali!