Samstag, 14. Juli 2007

Aufgelesen

Heute in der FAZ ein Gedicht gelesen, welches meine Auffassung von Großstädten sehr treffend beschreibt - es stammt wohlgemerkt von 1910.

DER GOTT DER STADT

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.

Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knien um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

Georg Heym, 1910

Mittwoch, 11. Juli 2007

Benedikt XVI: Evangelische Kirche ist keine Kirche


Der Vatikan veröffentlichte unlängst eine Schrift, die den nicht-römisch-katholischen Kirchen die Würde einer "Kirche" abspricht und sich sehr stark an die im Katechismus festgehaltene Lehre von der "einigen, apostolischen und allgemeinen" Kirche anlehnt (klick). Obwohl selbst praktizierender Katholik, finde ich es wenig förderlich, das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten weiter anzuheizen - im Gegenzug aber den "Dialog" mit anderen Religionen zu fördern.


Während Johannes Paul II. während des letzten Pontifikats in dieser "Disziplin" zweifelsohne den Vogel abschoss (Küssen des Korans, religionsübergreifende Feiern mit buddhistischen Götzen auf christlichen Altaren und Verbeugungen gen Mekka) scheint "unser" Papst nun nicht in die selbe, wohl aber in eine ähnliche Bresche zu schlagen: Den Dialog zwischen Christen aller Konfessionen zu gefährden, wohl aber versöhnliche Töne gen Osten richten. Merkwürdigerweise ist dabei gerade der natürlichste Dialog (nämlich Christentum und Judentum) offenbar zweitrangig, schließlich gehört es heute auch für Vatikangesandte zum guten Ton, über die "Okkupationspolitik" Israels zu schimpfen.


Back to topic: Auch der Vatikan muss letzlich einsehen, dass JEDER Christ, sei er nun römisch-katholisch, lutherisch oder calvinistisch ein Bollwerk des rechten Glaubens und der abendländischen Kultur darstellt. Ökumene heißt für mich vor allem Zusammenhalt der Christenheit gerade auch gegen die größten Feinde desselben (sprich Islam und Atheismus). Die Spaltung der Christlichen Religion hat Europa fast 200 Jahre lang in Krieg und Verderben gestürzt. Nun ist es an der Zeit, sich auf das Gemeinsame zu besinnen und sich darüber klar zu werden, wo der Feind steht. Solche Phrasendrescherei aus Rom, wie unlängst getätigt, macht das Christentum nur schwächer und angreifbarer. Wenn der Dschihad gegen "den Westen" und "die Christen" zieht, wird man kaum zwischen Katholiken und Protestanten unterscheiden. Deshalb auch als überzeugter Katholik: NEIN zu solchen Äußerungen aus Rom!