Montag, 23. November 2009

Stürmer-Stil

Vor knapp einem Monat fand in Hechingen das von der Deutschen monarchistischen Gesellschaft organisierte 2. wissenschaftliche Monarchieforum statt. Die überraschend gut besuchte Veranstaltung bot sowohl kulturelle (Besuch der Burg Hohenzollern, gemeinsamer Gottesdienst) wie auch intellektuelle (etwa der Vortrag von Prof. Dr. Julius Schoeps) Anreize für die Besucher aus allen Altersklassen.

Natürlich war auch die Presse herzlich eingeladen, sich ein eigenes Bild von den oftmals belächelten oder in einer falschen Ecke verorteten deutschen Monarchisten zu machen - wir sind ja nicht die NPD, die ganze Presseteams vor den Parteitagen aus dem Saal jagt. So war auch "Der Freitag" mit Herrn Mark Stöhr vor Ort, ein linksliberales Blatt aus Berlin. Auch damit haben wir keine Probleme. Wir sind ja keine Rechtsextremen. Vielleicht aber doch: "Bis der Kaiser endlich Ja sagt"

Schon der Anfang des Artikels ist bezeichnend:
"So sehen also Monarchisten aus. Die Alten sind rüstige Rentner mit Pullunder und Krawatte, essen Schwarzbrot und stehen früh auf. Die Mittelalten haben Mittelstandsbäuche und rote Adern im Gesicht. Und die Jungen sind käsig vom vielen Bücherlesen. Verpickelte und verdruckste Stubenhocker die einen, nassforsche Burschenschaftler-Burschen die anderen. Die Monarchisten sehen aus wie viele, aber sie wollen nur das eine: ihren Kaiser zurück."

Davon mal abgesehen, dass nicht ein einziger als Burschenschaftler zu erkennender Jugendlicher auf der Veranstaltung war: Was sagt diese "Information" denn nun aus über die Qualität der Veranstaltung, das Anliegen allgemein oder überhaupt? Wenn man vom Bundesparteitag der Linkspartei, der CDU oder der evangelischen Bücherfreunde Emsland berichten würde, könnte man das nicht ganz genauso beschreiben? Immerhin: Einerseits schildert Stöhr hier, dass die Monarchisten sich quer durch Gesellschaft und Berufsgruppen ziehen, andererseits disqualifiziert er sich netterweise durch diese Einleitung sofort selbst als Journalist. Die informationslose Schilderung des Aussehens oder der Essgewohnheiten (!) der Anwesenden hat mit Qualitätsjournalismus ungefähr so viel zu tun wie chinesische Hinrichtungskonvois mit rechtsstaatlichen Prinzipien. Woher kennen wir nur diese Aneinanderreihung negativer Klischees? Genau!

Zu beachten ist aber gerade der zweite Teil des "Artikels":
"Dann tritt Günther G.A. Märklein auf, Direktor des Bismarck-Museums in Jever. Er fordert eine „Regeneration der Geschichtskenntnis“ und eine „Rückkehr zu einem Menschenbild, wie es ist und nicht wie es sein soll“. Märklein ist gegen vieles: Gegen die Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen, gegen eine „staatenlose Weltgemeinschaft“, gegen die Ostpolitik der SPD, gegen den „Einheitsbrei eines Coca-Cola- und-McDonald‘s-Paradieses“. Die Stimmung im Saal wird schwitzig und johlend, aus überwiegend freundlichen und friedlichen Zeitgenossen sind polternde Eiferer einer neuen konservativen Revolution geworden."

Zunächst sei angemerkt, dass die sorgfältige Recherchearbeit Stöhrs scheinbar nicht zu Tage gefördert hat, dass der Referent Marklein und nicht "Märklein" heißt. Desweiteren sei jedem offen, den vollständigen Vortrag von Herrn Marklein hier nachzulesen. Keine Frage: Herr Marklein ist (national)konservativ. Das waren die Zuhörer offensichtlich auch (wovon ich mich nicht ausnehme). Fakt ist aber, dass zu keinem Zeitpunkt - wie durch die zusammenhangslosen Zitate suggeriert - die Grenze zu rechtsextremen Gedankengut überschritte wurde. Herr Marklein hat seine persönliche politische Meinung (im Kontext eines ausgezeichneten Vortrages) geäußert, die im Saal breite Zustimmung fand. Das konnte Herr Stöhr wohl nicht vertragen, anders sind die polemisch verfassten "Zitate" in dem Artikel kaum zu werten. Dass Marklein sich während des Vortrages gegen Hitler und seine "absurden Rassenideen" (Zitat Marklein) ausgesprochen hat, bleibt unerwähnt.

An für sich müsste man diesem gossenjournalistischen Artikel keine Beachtung schenken. Der Treppenwitz kommt aber noch. Kurz nach Erscheinen des (Online)Artikels erreichte folgende Email von Herrn Stöhr die Veranstalter des Forums:
"Lieber Herr ...,
mein Text über das Monarchieforum ist erschienen.
Er ist letztlich doch schärfer ausgefallen, als ich ursprünglich plante, weil ich mich von Ihnen und Ihren Kollegen sehr freundlich aufgenommen fühlte. Der Vortag
(sic) von Herrn Märklein und der Stimmungsumschwung im Saal, der dadurch stattfand, haben mich aber nachhaltig geschockt. Das hatte für mich nichts mehr mit der gar nicht einmal so uncharmanten Idee zu tun, den Bundespräsidenten durch einen Monarchen zu ersetzen, hier trat vielmehr ein ideologisches Fundament zutage, das ich zutiefst ablehne und auch für gefährlich halte.
Ich hoffe, Sie sind mir nicht zu sehr böse.
Herzliche Grüße, Mark Stöhr"


Na dann mal herzlichen Dank, Herr Stöhr. Sie fühlten sich also freundlich aufgenommen und herzlich eingeladen, aber kaum das eine Meinung geäußert wird, die von der Ihrigen abweicht, müssen Sie den gossenjournalistischen Papiertiger freilassen. Mir persönlich ist ein Gutteil der Teilnehmer wie auch der Referent Marklein (er hat es auch in dieser Email nicht lernen können) persönlich bekannt und ich kann sie allesamt - wie auch mich selbst - von genau dem Tatbestand freisprechen, den Sie uns vorwerfen: Einstellungen zu vertreten, die zu Recht als rechtsextrem gebrandmarkt sind. Nicht freisprechen kann ich Sie davon, Gossenjournalismus zu betreiben und das Recht auf freie Meinungsäußerung von Ihrer eigenen politischen Gesinnung abhängig zu machen. Dafür fällt mir eigentlich nur ein Wort ein: Traurig.

Welcome back, Thielus!

Es freut mich sehr vermelden zu können, dass mein geschätzter Kommilitone und Freund Thielus nach langer Abstinenz nun auch wieder in die Blogosphäre zurückgekehrt ist!

Unter http://thielus87.wordpress.com sind seine Ergüsse zu finden und zu genießen.

Das sollte mich jetzt mal ermutigen, hier auch wieder was reinzuschreiben. Ich habe zwar gelinde gesagt keine Ahnung wer hier überhaupt noch mitliest, aber ich schreibe ja auch nur aufgrund meines narzißtischen Dranges, unbedingt meinen Senf dazugeben zu müssen. Halali!

Montag, 22. Juni 2009

Zum Thema Bildungsstreik: Allgemeinbildung von Studenten

Dozent: "Was wurde denn bei der Konferenz von Potsdam 1945 beschlossen?"

Seminarteilnehmerin: "Unter anderem die Rückführung deutscher Siedler aus Kaliningrad."

Wurde ja auch Zeit, dass die unverschämten deutschen Siedler, die quasi mit fünf Generationen im Schlepptau auf den Tigerpanzern der Wehrmacht im ur-russischen Kaliningrad eingerückt sind in ihre angestammte Heimat zurückgeführt wurden.

Bi-Bi-Bildungsstreik

Bi-Bi-Bildungsstreik, Bi-Bi-Bildungsstreik
Bi-Bi-Bildunsstreik, Randale gibts immer und überall!
(erkannt?)

Berufsrevolutionär zu sein ist ein schweres Los in einer Gesellschaft, in der selbst das zu bekämpfende Establishment inzwischen tendenziell links steht. Deswegen zauberte der bundesweite Bildungsstreik, der von einem Bündnis aus über 200 linken Gruppen ausgerufen wurde, auch ein seliges Lächeln auf die Gesichter aller Marburger Chaoten und Randalierer. Endlich wieder ein Feindbild! Zwar nicht Roland Koch oder ein anderer Nazi, aber immerhin! Mittels Großdemonstration nebst versuchter Autobahnbesetzung, illegaler Besetzung des politikwissenschaftlichen Institutes und nicht zuletzt einem großen "Bildungsfest" mit Barfuß-Sinnerlebnispfad wurden hier so einige feuchte Träume der Berufsproletarier verwirklicht.

Doch weshalb das Ganze Tam-Tam? Die Ziele hören sich doch an für sich sehr menschenfreundlich an: Freie Bildung für Alle, Solidarität, Abschaffung des numerus clausus, Weg mit den Anwesenheitslisten für Seminare, für kritische Wissenschaft, gegen überfüllte Hörsäle und natürlich gegen Nazis. Nein, das letzte nicht direkt. Dagegen ist man ja sowieso.

Die meisten Ziele lassen sich ad absurdum führen. So beklagt man überfüllte Hörsäle und Seminare, möchte aber gleichzeitig durch Abschaffung aller Studienbeschränkungen möglichst viele Neustudenten an die Uni holen. Bezeichnend auch, dass genau diese Leute protestieren, man könne "nicht mehr in die Tiefe studieren" und "die Weiterbildung bleibe auf der Strecke", die in der Uni vor allem durch eines glänzen: Abwesenheit. Desweiteren wird gemeckert, die modularisierten Studiengänge wären "zu wirtschaftsorientiert" und kämen nur dem Großkapital zu Gute. Natürlich: Wer im 15. Semester Sozialwissenschaft studiert und den Großteil seiner Zeit nur mit Herumlabern im AStA verbringt, hat natürlich mit Leistung und Berufseinstieg so seine Problemchen. Wie bessere Studienbedingungen, neue Hörsäle und mehr Professuren bezahlt werden sollen, da schweigt man sich drüber aus. Nicht zu Unrecht bezeichnete Bundeswissenschaftsministerin Schavan die Proteste als "gestrig", musste sich dann aber von Franzi "Rote Hilfe" Drohsel von den Jusos anhören, sie sei "eine komplette Fehlbesetzung". Wenn ein Mitglied einer vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation von einer Fehlbesetzung spricht, nimmt das schon groteske Züge an.

Der Bildungsstreik war ja übrigens auch auf die deutschen Schulen ausgeweitet, so konnte man bei der Großdemonstration am Mittwoch 12-13jährige Kinder "solidarisch" unter der roten Fahne marschieren sehen. Wer sagt da noch, Totalitarismus hätte nicht was! So einträchtig ist man seit HJ- und FDJ-Zeiten nicht mehr marschiert!

Offen bleibt, wie die Besetzung des politikwissenschaftlichen Institutes ausgeht. Seit Donnerstag (natürlich unterbrochen vom Wochenende, da haben auch die Berufsrevoluzzer frei) ist der G-Gang der Marburger PhilFak durch Studierende besetzt. Gerüchten zufolge wolle Präsident Nienhaus sich das nicht mehr lange angucken und man redet gar von Polizeiräumung - das allerdings hat sich schon vor zwei Jahren bei der Besetzung der Verwaltung als Ente entpuppt. Man darf also gespannt sein.

Übrigens: In Mainz haben "Bildungsstreiker" den rheinland-pfälzischen Landtag gestürmt und dort Graffittis an die Wände und ausgestellte Kunstwerke (!!!) gesprüht. Dazu fällt selbst mir überhaupt nichts mehr ein.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Meinungsfreiheit auf die verlogene Art



Im Zuge des von der umstrittenen Akademie für Psychotherapie und Seelsorge initiieren Kongresses zum Thema "Identität" in Marburg kochte wieder einmal die linke Marburger Studentenseele hoch.

Vorwurf war, der Kongress lasse sogenannte "Homo-Heiler" zu Wort kommen, also Leute, die Homosexualität als heilbare Krankheit definieren und entsprechende Seminare abhalten. Dieser Vorwurf betraf konkret zwei der 120 Referenten bzw. "Workshop"-Anbieter auf dem Kongress. Obwohl die Veranstaltungsleiter des Kongresses mehrfach betonten, weder sei Homosexualität ein Thema auf dem Kongress, noch stimmten alle Kongressteilnehmer und -Referenten den Theorien der beiden umstrittenen Rednern zu, lief die Marburger Vernichtungs-Maschinerie bereits auf vollen Touren.

Zwar äußerten in einer von der Oberhessischen Presse gestarten Umfrage 43,95 % berechtigte Kritik an der Stimmungsmache gegen den Kongress, sei das ganze doch letztlich als "Ausdruck der Meinungsfreiheit" zu werten. Dennoch waren nicht nur die Uni, sondern ganz Marburg plötzlich vollgeklebt mit Plakaten "gegen Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus". So legitim der Protest gegen einen politischen Gegner ist, tauchten neben den an für sich harmlosen Plakaten auch durchaus radikale Formen des Protestes auf.

So konnte man an Mensa, Phil-Fak und anderen stark frequentierten Orten zunehmend Graffitis mit dem Inhalt "Jesus du Opfer" und einem gekreuzigten Schwein sehen (siehe Abbildung). Offenbar hatten sich einige Radikale den christlichen Hintergrund einger Kongressteilnehmer als Anlass dafür genommen, antichristliche Propaganda zu verbreiten.

Dabei wurde völlig außer Acht gelassen, dass sich JEDER Christ, ob nun radikal-fundamentaler Abtreibungsgegner oder kirchlich-gutmenschlicher Afrikaengagierter von derartigen Aktionen abgestoßen fühlen muss. Auf das Schild der christlich-methodistischen Kirche Marburgs in der Liebigstraße wurde "Gott ist tot" gesprüht.

Wie pervers ist es, Jesus als "Opfer" zu bezeichnen? Ist es nicht gerade Jesu Opfer, das uns alle erlöst hat und dem Menschen die Errettung zuteil werden ließ? Den Sohn Gottes, der Liebe zum Nächsten, Vergebung der Sünden und Erlösung predigte mit einem gekreuzigtem Schwein zu vergleichen, scheint typisch für diese Gesellschaft.

Während bei jedem Hakenkreuz binnen Tagesfrist die städtischen Weißwäscher auftauchen, hat der Stadtrat der Universitätsstadt Marburg offenbar kein Problem mit religiöser Beleidigung der Marburger Christen. Zum Glück haben einige engagierte Christen die Sache selbst in die Hand genommen und die Graffitis übersprüht. So ist nunmehr "Jesu .... Opfer" zu lesen - die Heilsbedeutung des Neuen Testamentes.

Egal wie man zum APS-Kongress und "Homo-Heilern" in Marburg stehen mag - angesichts der dreisten Jesus-Verunglimpfungen sei einmal an die anscheinend schon fast vergessenen Mohammed-Karikaturen in "Jyllands-Posten" 2003 erinnert und die darauf folgende Reaktion. Wo waren dieses Mal die Politiker, die "einen verantwortungsvollen Umgang mit der Meinungsfreiheit" forderten und darauf hinwiesen, dass "Meinungsfreiheit nicht Verunglimpfung einer ganzen Religion bedeuten könne?"

Aber es geht ja wieder einmal nur gegen Christen. Die kann man ja gängeln... es bleibt nach wie vor unwahrscheinlich, dass fanatische Christen in Deutschland Anschläge verüben oder mit Massenprotesten gegen Verunglimpfung auf die Straße gehen...

Mittwoch, 20. Mai 2009

Yes we can... not discuss certain things

Maßlose Enttäuschung macht sich bei amerikanischen wie europäischen Obama-Anhängern breit - hatte der US-Präsident doch unlängst bekannt gegeben, dass man sich gegen die Veröffentlichung diverser Folterfotos wenden werde. Nun steht außer Frage, dass sich "Gods own Country" mit seiner fragwürdigen Praxis der Internierung und "Befragung" potentieller Terroristen diverser Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht hat. Bei aller Wahlkampfrethorik, dass man sich bei einer Präsidentschaft Obamas von dem alten Bush-Kurs lösen wolle - hat irgendwer ernsthaft vermutet, dass Obama bewusst das ohnehin angekratzte Image der Vereinigten Staaten durch radikale
Aufklärung dieser unschönen Vorgänge weiter beschädigen wolle?

Fakt ist: Wenn weitere Folter-Vorwürfe gegen amerikanische Militärs oder Militärverwaltungen auftauchen, wird nicht nur die arabische, sondern die gesamte Weltöffentlichkeit ganz gewiss nicht differenzieren, ob diese Vorgänge unter Bush oder Obama begangen wurden. Obama hat also vor allem eins im Auge: Das Ansehen seines Landes in der Weltöffentlichkeit. Dass die Vereinigten Staaten sich naturgemäß schwer damit tun, Menschenrechtsverletzungen oder Massaker zuzugeben (man siehe My Lai), tut hier nichts zur Sache. Wenn Obama jetzt als "ehrlicher Makler" gerade der arabischen Welt gegenüber auftreten möchte, muss er diverse Mängel am Verkaufsobjekt kaschieren.

Die Weigerung, Folterfotos zu veröffentlichen kann man unter dem - fragwürdigen - Fakt der Schadensbegrenzung verbuchen. Dass Obama gleichzeitig die umstrittenen US-Militärtribunale für potentielle Al-Kaida-Sympathisanten aufgrund der "langen Tradition", die diese hätten, fortführen möchte, steht auf einem anderen Blatt.

Wie auch immer, ich schließe mit einem Bismarck-Zitat für diejenigen, die im US-Wahlkampf bedingungslos glaubten, dass Obama der Retter der Welt sein würde:

"Ich möchte den Herren eins zur Richtschnur empfehlen, was den Engländer und Franzosen auszeichnet. Das ist das stolze Gefühl der Nationalehre, welches sich nicht so leicht und häufig dazu hergibt, nachahmenswerte und bewunderte Vorbilder im Auslande zu suchen, wie es hier bei uns geschieht."

Und genauso ist es. Etwas mehr differenzierte Berichterstattung und Meinungsbildung im Vorfeld wäre sehr wünschenswert gewesen. Obama wurde von der realen Situation der Weltpolitik 2009 eingeholt - wann endlich werden es auch die blinden Obama-Apolegeten des US-Wahlkampfes und der Folgezeit?

Donnerstag, 14. Mai 2009

Von Geschichte und Geschichten....

In der populärhistorischen (TV-)Berichtserstattung zu zeitgeschichtlichen Vorgängen oder Zusammenhängen á la Guido Knopp erfreut sich die „oral history“ genannte Darstellungsweise durch Zeitzeugen großer Erfreutheit. So darf hier Opa Hans-Jürgen im Spotlight der Knopp’schen Kamera noch einmal mit glänzenden Augen erzählen, wie er bei der Verteidigung von Breslau im Alleingang drei russische T-34 knacken konnte oder Großtante Elfriede von ihrer Rolle im antifaschistischen Straßenkampf der späten 20er Jahre schwärmen. Inwieweit die Erzählungen korrekten Ereignissen folgen, darf oftmals bezweifelt werden. Oder, wie Harald Schmidt einmal treffend formulierte: „Augenzeugen schildern präzise, woran sie sich nur noch verschwommen erinnern können.“

Wenn man nun in der Uni eine Veranstaltung über die letzten 30 Jahre Krieg in Afghanistan belegt und der Dozent Afghane ist, löst das zunächst nicht unbedingt Argwohn aus. Wer, wenn nicht ein Landsmann könnte wohl besser die Geschichte und Kultur des uns fernen Staates am Hindukusch - an dem immerhin Deutschland verteidigt wird - darstellen? Auch die im Vorfeld der Veranstaltung brodelnde Gerüchteküche, der gute Mann sei „schon drei Mal im Grenzgebiet zu Pakistan verschleppt worden“ oder habe gar „in US-Haft gesessen“ löst zu diesem Zeitpunkt eher noch Heiterkeit als Bedenken aus. Spätestens nach den ersten 45 Minuten wähnte man sich dann aber doch eher in einer modernen, politisierten Märchenstunde als in einer wissenschaftlicher Veranstaltung. Fakt ist, dass die unglaublich nette, sonore und durch den Akzent gefärbte Stimme des Dozenten erheblich dazu beiträgt, dass man einfach nur die Füße hochlegen, sich einen 12 Jahre alten Scotch einschenken und vor prasselndem Kaminfeuer stundenlang seinen Erzählungen lauschen möchte.

Und die haben es in sich: Afghanistan sei im Grunde innerlich ein hochmodernes und friedfertiges Land, dass stets der Spielball zwischen britischen Kolonialtruppen, russischen Kommunisten, Amerikanern und – am schlimmsten! – den Pakistanis gewesen sei. Die epische Schilderung der Vernichtung der britischen Kolonialarmee am Khyber-Pass 1842 hatte hier schon Tolkien-Format: Man sah vor geistigem Auge, wie die diversen, eigentlich tief zerstrittenen Stämme Afghanistans unter gemeinsamer Flagge gegen die Tommys zogen und heldenhafte Siege errangen. Es folgte eine Tirade gegen die Grenzziehung der Briten, die große Teile Ostafghanistans Pakistan eingliederten. Überhaupt, der pakistanische Geheimdienst! Aber das führt jetzt hier zu weit… Auf die Frage „Was können Sie denn zum Drogenanbau in Afghanistan sagen“ antwortete der Dozent mit den schlüssigen Worten „Nur zum Eigenbedarf!“ – der Anbau von Schlafmohn sei ohnehin erst mit den Amerikanern ins Land gekommen. Überhaupt nahm er das Wort „Heroin“ nicht einmal in den Mund sondern redete auch beim Thema Schlafmohn konstant von „Haschisch“.
Es folgte ein Schwank aus der Kindheit, und spätestens jetzt war das schöne Bild Afghanistans perfekt: Jeder konnte sich vorstellen, wie sich die Warlords des Heimatdorfes freitags nachmittags vor der Moschee trafen, die AK-47 einen Moment auf die Seite legten und bei Tee und Gras den Sonnenuntergang über den wilden, zerklüfteten Gipfeln des Hindukusch genossen. Wunderschön!

So viel Verständnis ich für einen Menschen aufbringen kann, dessen Heimat seit 30 Jahren durch Krieg und Armut verwüstet wird… In der Universität sollte man doch eher wissenschaftliche Fakten wiedergeben, als durch eigene Erfahrungen geprägte Freund- und Feindbilder. Andererseits: Ich freue mich schon auf morgen. Dann gibt’s nämlich wieder Märchenstunde. Und das hat auch was für sich – vielleicht dann ja auch wirklich mit Scotch.

Samstag, 9. Mai 2009

Aus aktuellem Anlass: Zum „Anti-Islamisierungskongress“ in Köln


Wie man früheren Postings entnehmen kann, stehe ich als Christ dem Islam als Religion und seiner Ausbreitung in Europa mehr als kritisch gegenüber. Ich halte nichts von Großmoscheen, kopftuchtragenden Lehrerinnen, Sharia-Recht in Deutschland, unkontrollierter Zuwanderung und Zensur der Meinungsfreiheit, um religiöse Gefühle nicht zu beleidigen. Gerade als Christ könnte ich ein Liedchen davon singen, wie es um die Beleidigung meiner religiösen Gefühle steht – tue ich aber nicht (na ja, manchmal, zugegeben), denn ich bin eigentlich stark genug im Glauben um vermeintliche Beleidigungen aushalten zu können. Ich halte es mit Henryk M. Broder: Es gibt kein Recht, nicht beleidigt zu werden. Die Kritik an der Religion ist ein Fundament unserer abendländischen freiheitlichen Kultur und war essentieller Bestandteil der Aufklärung.

Nun ist es aber so, dass Kritik am Islam und seinen Ausprägungen verpönt ist. Wer den Islam hierzulande kritisiert, wird nur allzu schnell in eine politische Ecke gestellt, in der man sich eigentlich gar nicht verortet – und sich auch gar nicht verortet haben möchte. Das ist eine unschöne Tatsache, die sich in veränderter Form auf viele politische Topics übertragen lässt, sei es Zuwanderung allgemein, Vertreibung oder ähnliches. Fakt ist aber, dass diejenigen Kräfte, die sich heute „islamkritisch“ nennen, selbst einen gehörigen Schuss dazu beitragen. Beispiel „pi-news.net“: Das von mir in seiner Anfangszeit durchaus gern gelesene Blog hat sich inzwischen zu einem reinen Tummelplatz rechtsextremer Idioten entwickelt, in dem unter der Prämisse „Gegen die Islamisierung Europas – für Grundgesetz und Menschenrechte“ Kommentare wie „Ein Völkermord [an allen Muslimen] ist unausweichlich“ oder „Man müßte sie ALLE erschlagen!“ zu finden sind. Die Glaubwürdigkeit, von bürgerlich-rechtsstaatlicher Seite gegen die Islamisierung zu argumentieren, hat „PI“ schon lange verloren und propagiert in der Folge nichts anderes als (mehr oder weniger versteckten) Fremdenhass.

Nun findet dieses Wochenende in Köln der zweite „Anti-Islamisierungskongress“ statt. Veranstalter ist „Pro Köln“, eine – nach eigenem Verständnis – Bürgerbewegung demokratisch-rechtsstaatlich gesinnter Kölner, die vor allem gegen die geplante Großmoschee in Köln-Ehrenfeld Position beziehen. So legitim der Protest gegen ein Bauprojekt dieses Ausmaßes ist, stecken auch hinter der „Bürgerbewegung“ letztlich bekannte Gesichter: Die Vorsitzenden und Hauptagitatoren taten sich in der Vergangenheit durch Mitgliedschaft in NPD oder anderen rechtsextremen Gruppierungen, den Vertrieb von Neonazi-Devotionalien oder ähnliche zweifelhafte Machenschaften hervor. Die Gästeliste des Anti-Islamisierungskongresses liest sich ebenfalls wie ein „Who’s Who“ der europäischen Rechtspopulisten bis -extremisten. Wie sollte jemand angesichts dieser Tatsachen ernsthaft auf den Gedanken kommen, Islamkritik hätte nichts mit Rechtsextremismus zu tun?

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Letztlich ist es leider wieder einmal allein die extreme Rechte, die mögliche Probleme durch die Zunahme der islamischen Bevölkerung in Europa anspricht und sich somit die Deutungshoheit über das Thema erschleicht. Der Schaden für eine freie, rationale Diskussion des Ganzen ist also enorm, denn solange sich nur die Rechtsextremen für das Thema engagieren, wird eine freie Diskussion nicht möglich sein. Bei den Fragen der Vertreibung scheint seit dem fragwürdigen Eingriff Frau Merkels in die „Causa Steinbach“ ähnliches zu drohen. Letztlich wieder nur ein Beweis, dass wichtige Positionen in der Politik kampflos der extremen Rechten überlassen werden – weil die angeblichen Konservativen in den etablieren Parteien eine klare Positionierung hierzu ablehnen. Ich hoffe sehr, dass sich in Deutschland und Europa eine Islamkritik entwickeln kann, die nicht mehr allein durch Neonazis und fragwürdige Persönlichkeiten vertreten wird, wie es leider momentan der Fall ist. Die berechtigte Islamkritik muss in die Mitte der Gesellschaft getragen werden. Und wie schon Peter Scholl-Latour einmal treffend formulierte: „Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt.“ Die Reaktion eines gläubigen Christen auf die Islamisierung sollte also nicht nur in Protest GEGEN bestehen, sondern auch im Leben und Eintreten FÜR. Nur wer seine eigenen Werte und Stärken kennt, kann einem Gegner aufrecht ins Auge blicken.

Bismarck I

"Man fragt oft: Was heißt konservativ? Wirklich übersetzt heißt es "erhaltend", aber dieses Erhaltende besteht nicht etwa darin, dass man immer das vertritt, was die jedesmalige Regierung will. Denn dieses ist etwas Wandelbares, die Grundlagen des Konservatismus aber sind beständig."
(1891)

Freitag, 8. Mai 2009

Große Koalition: Paintball verbieten!

Es war ja nur eine Frage der Zeit (und des heraufdämmernden Wahlkampfes): Die schwarz-rote Bundesregierung hat jetzt in ihrem "War on Amoklauf" nach den "Killerspielen" das nächste Opfer gefunden: Paintball.

Regierung will Paintball-Spiele verbieten

Die Spitzen der Koalition haben sich auf eine Verschärfung des Waffenrechts geeinigt. Freizeit-Ballerspiele wie Paintball und Laserdrom werden verboten - weil sie das Töten simulieren.

Quelle: Spiegel Online

Nun hat man also den nächsten Abschusskandidaten bei der Bekämpfung der vermeintlichen Ursachen des Amoklaufes gefunden. Nachdem unmittelbar nach dem tragischen Amoklauf von Winnenden sofort wieder die berühmt-berüchtigten "Killerspiele" ins Augenmerk der politischen Säuberungsbehörden fielen, soll jetzt auch eine Sportart, die von unterschiedlichsten Schichten und Berufsgruppen der Gesellschaft betrieben wird, verboten werden. Grund: Sie simuliere das Töten und fördere damit das Gewaltpotential. Wie schon an früherer Stelle in diesem Blog gepostet ist der Autor selbst "Killerspiel"-Spieler und somit hochgradig Amok-gefährdet. Paintball habe ich bislang noch nicht gespielt, würde es aber nur zu gerne einmal ausprobieren.

Dass von Seiten der Politik letztlich nur nach einem Sündenbock gesucht wird, ist mehr als offensichtlich und bedarf keiner weiteren Ausführung. Zum Vergleich: Im 18. Jahrhundert war die Lektüre von Romanen allgemein und gerade Goethes "Die Leiden des jungen Werther" insbesondere verpönt - gerade dieses Schmuddelwerk fördere den Suizid unter jungen Männern und vergifte die Seelen der Leser, so die herrschenden Eliten damals.

Dass nahezu alle Amokläufer "Killerspiele" auf ihrem Rechner hatten (wie wohl ein überwältigender Großteil der Jugendlichen heutzutage), in Schützenvereinen engagiert oder in Besitz von Waffen waren, berechtigt die Politik noch lange nicht, die Freizeitbeschäftigung der Millionen "Killerspiel"- oder Paintballspieler, die nicht bei erstbester Gelegenheit Jagd auf unbescholtene Schüler machen sowie die bestehenden (bereits unglaublich repressiven) Waffenrechte einzuschränken. Letztlich bleibt auch das angedachte Paintball-Verbot ein weiteres Zeugnis der Unfähigkeit der Politiker, sich intensiv mit den Ursachen zu beschäftigen, die einen (jungen) Menschen zu so einer Wahnsinnstat treiben.

Anders gefragt: Wann verbietet die Bundesregierung Perspektivlosigkeit, Werteverfall, familiäre Differenzen, Mobbing, schulisches Versagen, mangelnde Belastbarkeit, psychische Probleme oder Arbeitslosigkeit?

Donnerstag, 7. Mai 2009

Lernt denn keiner was?

Aufgrund meiner Liebe zu amerikanischer Countrymusic bin ich leidenschaftlicher Hörer diverser US-Radiostationen – geht ja heute alles bequem per Internet, Datenglobalisierung und so. Was mich teilweise aber erschreckt, sind die Inhalte der Werbung zwischen Toby Keith und Waylon Jennings: Hier wird beispielsweise den guten Leuten von Conroe, Texas halbstündlich eingehämmert jetzt doch in Immobilien am Stadtrand zu investieren, die jetzt „minimum prices“ hätten und sich garantiert auszahlen. Versuchen hier irgendwelche Banken, ihren durch die Immobilienkrise in den USA erheblich angewachsenen Grundbesitz an irgendwelche Landeier loszuwerden, die sich wiederum bei der Finanzierung verzetteln werden? Ohne Rücksicht auf Verluste? Oder soll hier durch Steigerung der Nachfrage eine Erholung des Marktes erzielt werden, ähnlich dem hanebüchenen Konzept der Abwrackprämie bei uns? Ich tendiere zu ersterem: Gerade jetzt, wo eine globale Wirtschaftskrise im Heraufdämmern ist versucht jeder noch mal ordentlich abzusahnen. Das Phänomen lässt sich auch in Deutschland betrachten: Unlängst kam ein interessanter Fernsehbericht über die pilzartige Ausdehnung von „1-Euro-Shops“, die gezielt das Kaufbedürfnis von sozial benachteiligten Familien befriedigen und dafür sorgen, dass auch die letzten Hartz-4-Kröten noch „sinnvoll“ beim Shopping ausgegeben werden können. Ebenso die „0%-Superzins!“-Aktion eines großen europäischen Elektronikmarktes. Hier sollen Leute zum Kauf eines Laptops, Flachbildfernsehers oder einer neuen Waschmaschine überredet werden, die sich eigentlich finanziell nicht in der Lage befinden, sich eine derartige Neuanschaffung leisten zu können. Durch die Praxis des „Abstotterns“ („sind ja nur 60 Euro im Monat“) wird hier auch so mancher erst sehr spät erkennen, dass er sich gnadenlos verspekuliert hat.

Fazit: Traurig, wie der Markt auf die Krise reagiert und immer noch nicht genug kriegen kann. Von einer sozialverträglichen Marktwirtschaft, wie von Ludwig Erhard oder der Freiburger Schule gedacht, kann in Deutschland schon lange keine Rede mehr sein. Wer kann es den Leuten verdenken, sich gegen die neoliberale Politik zu radikalisieren und extrem zu wählen? Die Parallelen zu 1929/30 sind vielleicht zahlreicher, als sich manche eingestehen möchten.

Völkermord 1915: Wie sich Türken und Armenier 94 Jahre später näher kommen

Nach Jahrzehnten der Ablehnung kommen sich Türken und Armenier endlich näher, trotz – oder gerade wegen der Diskussion um den Völkermord 1915.

Gelesen auf Zeit.de:

„Es sind alte Fronten, die da am Kaukasus aufbrechen. Doch bleibt nicht der Streit um den Völkermord an den Armeniern 1915, dem am 24. April gedacht wird? Die armenische Diaspora im Westen pocht weiter auf die Anerkennung des Genozids durch die Türken. Noch immer leugnet der türkische Staat das Verbrechen. Doch eine neue Generation von Armeniern, Türken und einigen mutigen Politikern will das ändern. Gesprochen wird auch über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und die Einrichtung einer Kommission beider Regierungen, die die gemeinsame Geschichte, die Völkermordfrage, aufarbeiten soll.“

Prinzipiell geht es vorrangig um die Öffnung der Grenze zwischen der Türkei und Armenien, die seit nunmehr 16 Jahren hermetisch abgeriegelt ist.

"Äußerer Druck führt nur zu Verhärtung", sagt Etyen Mahçupyan in der Agos- Redaktion. "Normalisierung in der Türkei muss von innen kommen."

Es ist sehr erfreulich, dass es nun anscheinend auch zwischen Türken und Armeniern zu einer gemeinsamen Herangehensweise an die historischen Konflikte und die Frage des Völkermordes kommt. Davon abgesehen, dass beide Staaten nur von einer Öffnung der Grenzen profitieren können, zeigt die offenbar unvorbelastete Herangehensweise an die historischen Fragen eine Reife der Politiker beider Seiten auf, die sich noch vor wenigen Jahren an die Parolen „Völkermord an den Armeniern gab es nicht“ beziehungsweise „Die Grenzen der Türkei sind für Armenien nicht akzeptabel“ klammerten.

Warum ist es nicht auch zwischen der BRD und Polen möglich, ähnliche historische Fragen unvorbelastet zu regeln?

Die Bundesrepublik Deutschland und Polen unterhalten spätestens seit der Wende 1990 und dem Zerfall des Ostblocks freundschaftliche Beziehungen. Dennoch ist es scheinbar nicht möglich, Fragen wie die um ein geplantes „Zentrum der Vertriebenen“ unvoreingenommen zu regeln. Dass Polen ein Problem mit einer „Preußischen Treuhand“ hat, steht außer Frage. Wenn aber zwei Staaten, die seit dem EU-Beitritt Polens und der Einrichtung gemeinsamer Wirtschaftszonen und einer gemeinsamen Universität (Viadrina Frankfurt/Oder) sehr viel Wert auf gegenseitige Kooperation legen, sollte man solche Fragen auch ohne Vorbehalte klären können. Fest steht: Wir Deutschen haben Verbrechen am polnischen Volk begangen. Das polnische Volk hat Verbrechen an uns Deutschen begangen. Wer diese Tatsachen leugnet, ist zu Recht als Revisionist oder Verblender historischer Tatsachen abzulehnen.

Nur ein offener, die Schuld beider Seiten beachtender Diskurs ist möglich

Warum also wird Frau Erika Steinbach von den Polen als am meisten Angst auslösende Person auf Platz 2 nach Wladimir Putin genannt? Warum wird sie – obwohl sie die Forderungen der „Preußischen Treuhand“ gerügt hat – von der Mehrheit der politischen Kräfte der BRD und von den meisten Polen abgelehnt?

Es steht außer Frage, dass die Aufarbeitung der Verbrechen nur gemeinsam möglich ist. Müssen wie im Falle der Türkei und Armenien erst 90 Jahre ins Land gehen, bevor man sich auf wissenschaftlicher, rationaler Ebene mit den geschehenen Ereignissen auseinandersetzt? Muss erst der letzte Zeuge geschehenen Unrechts versterben, bevor eine rationale Diskussion möglich ist? Erst wenn Einstimmigkeit über die Fehler und Untaten beider Seiten möglich ist, ist auch eine neutrale Herangehensweise an die Sachfrage möglich. Es hilft also nicht, von deutscher Seite gegen Polen und die Schuld der Polen an der Vertreibung und von polnischer Seite mit auf Merkel gemünzten Hitlerbildern gegen die Deutschen zu hetzen.

Die Türkei und Armenien sind Vorbild. Polen und die BRD, die so eng wie nie zuvor in einem Staatenbund assoziiert sind, sollten endlich bereit sein, die nach wie vor offenen Fragen der Vertreibung auf wissenschaftlich-rationaler Ebene zu klären.

Reaktionär reloaded

Vor nunmehr über einem Jahr habe ich an dieser Stelle meinen Umzug auf wordpress angekündigt, mich dann aber aufgrund von allgemeiner Blogmüdigkeit aus dem Geschäft verabschiedet. Nun melde ich mich zurück, da ich momentan einfach mal wieder Lust habe, ungefragt diverse Vorgänge in Politik und Gesellschaft zu kommentieren. Gerade in der Politik gilt wie nirgends sonst: "Qui tacet, consentire videtur!" (Wer schweigt, scheint zuzustimmen). Und zustimmen kann ich verschiedenen Entwicklungen so ganz und gar nicht. Deshalb auch in Zukunft an dieser Stelle meine - natürlich absolut richtige und unfehlbare - Meinung. Gewohnt polemisch, unbequem, arrogant und politisch unkorrekt. Hoffe ich zumindest.