Donnerstag, 7. Mai 2009

Lernt denn keiner was?

Aufgrund meiner Liebe zu amerikanischer Countrymusic bin ich leidenschaftlicher Hörer diverser US-Radiostationen – geht ja heute alles bequem per Internet, Datenglobalisierung und so. Was mich teilweise aber erschreckt, sind die Inhalte der Werbung zwischen Toby Keith und Waylon Jennings: Hier wird beispielsweise den guten Leuten von Conroe, Texas halbstündlich eingehämmert jetzt doch in Immobilien am Stadtrand zu investieren, die jetzt „minimum prices“ hätten und sich garantiert auszahlen. Versuchen hier irgendwelche Banken, ihren durch die Immobilienkrise in den USA erheblich angewachsenen Grundbesitz an irgendwelche Landeier loszuwerden, die sich wiederum bei der Finanzierung verzetteln werden? Ohne Rücksicht auf Verluste? Oder soll hier durch Steigerung der Nachfrage eine Erholung des Marktes erzielt werden, ähnlich dem hanebüchenen Konzept der Abwrackprämie bei uns? Ich tendiere zu ersterem: Gerade jetzt, wo eine globale Wirtschaftskrise im Heraufdämmern ist versucht jeder noch mal ordentlich abzusahnen. Das Phänomen lässt sich auch in Deutschland betrachten: Unlängst kam ein interessanter Fernsehbericht über die pilzartige Ausdehnung von „1-Euro-Shops“, die gezielt das Kaufbedürfnis von sozial benachteiligten Familien befriedigen und dafür sorgen, dass auch die letzten Hartz-4-Kröten noch „sinnvoll“ beim Shopping ausgegeben werden können. Ebenso die „0%-Superzins!“-Aktion eines großen europäischen Elektronikmarktes. Hier sollen Leute zum Kauf eines Laptops, Flachbildfernsehers oder einer neuen Waschmaschine überredet werden, die sich eigentlich finanziell nicht in der Lage befinden, sich eine derartige Neuanschaffung leisten zu können. Durch die Praxis des „Abstotterns“ („sind ja nur 60 Euro im Monat“) wird hier auch so mancher erst sehr spät erkennen, dass er sich gnadenlos verspekuliert hat.

Fazit: Traurig, wie der Markt auf die Krise reagiert und immer noch nicht genug kriegen kann. Von einer sozialverträglichen Marktwirtschaft, wie von Ludwig Erhard oder der Freiburger Schule gedacht, kann in Deutschland schon lange keine Rede mehr sein. Wer kann es den Leuten verdenken, sich gegen die neoliberale Politik zu radikalisieren und extrem zu wählen? Die Parallelen zu 1929/30 sind vielleicht zahlreicher, als sich manche eingestehen möchten.

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