Samstag, 9. Mai 2009

Aus aktuellem Anlass: Zum „Anti-Islamisierungskongress“ in Köln


Wie man früheren Postings entnehmen kann, stehe ich als Christ dem Islam als Religion und seiner Ausbreitung in Europa mehr als kritisch gegenüber. Ich halte nichts von Großmoscheen, kopftuchtragenden Lehrerinnen, Sharia-Recht in Deutschland, unkontrollierter Zuwanderung und Zensur der Meinungsfreiheit, um religiöse Gefühle nicht zu beleidigen. Gerade als Christ könnte ich ein Liedchen davon singen, wie es um die Beleidigung meiner religiösen Gefühle steht – tue ich aber nicht (na ja, manchmal, zugegeben), denn ich bin eigentlich stark genug im Glauben um vermeintliche Beleidigungen aushalten zu können. Ich halte es mit Henryk M. Broder: Es gibt kein Recht, nicht beleidigt zu werden. Die Kritik an der Religion ist ein Fundament unserer abendländischen freiheitlichen Kultur und war essentieller Bestandteil der Aufklärung.

Nun ist es aber so, dass Kritik am Islam und seinen Ausprägungen verpönt ist. Wer den Islam hierzulande kritisiert, wird nur allzu schnell in eine politische Ecke gestellt, in der man sich eigentlich gar nicht verortet – und sich auch gar nicht verortet haben möchte. Das ist eine unschöne Tatsache, die sich in veränderter Form auf viele politische Topics übertragen lässt, sei es Zuwanderung allgemein, Vertreibung oder ähnliches. Fakt ist aber, dass diejenigen Kräfte, die sich heute „islamkritisch“ nennen, selbst einen gehörigen Schuss dazu beitragen. Beispiel „pi-news.net“: Das von mir in seiner Anfangszeit durchaus gern gelesene Blog hat sich inzwischen zu einem reinen Tummelplatz rechtsextremer Idioten entwickelt, in dem unter der Prämisse „Gegen die Islamisierung Europas – für Grundgesetz und Menschenrechte“ Kommentare wie „Ein Völkermord [an allen Muslimen] ist unausweichlich“ oder „Man müßte sie ALLE erschlagen!“ zu finden sind. Die Glaubwürdigkeit, von bürgerlich-rechtsstaatlicher Seite gegen die Islamisierung zu argumentieren, hat „PI“ schon lange verloren und propagiert in der Folge nichts anderes als (mehr oder weniger versteckten) Fremdenhass.

Nun findet dieses Wochenende in Köln der zweite „Anti-Islamisierungskongress“ statt. Veranstalter ist „Pro Köln“, eine – nach eigenem Verständnis – Bürgerbewegung demokratisch-rechtsstaatlich gesinnter Kölner, die vor allem gegen die geplante Großmoschee in Köln-Ehrenfeld Position beziehen. So legitim der Protest gegen ein Bauprojekt dieses Ausmaßes ist, stecken auch hinter der „Bürgerbewegung“ letztlich bekannte Gesichter: Die Vorsitzenden und Hauptagitatoren taten sich in der Vergangenheit durch Mitgliedschaft in NPD oder anderen rechtsextremen Gruppierungen, den Vertrieb von Neonazi-Devotionalien oder ähnliche zweifelhafte Machenschaften hervor. Die Gästeliste des Anti-Islamisierungskongresses liest sich ebenfalls wie ein „Who’s Who“ der europäischen Rechtspopulisten bis -extremisten. Wie sollte jemand angesichts dieser Tatsachen ernsthaft auf den Gedanken kommen, Islamkritik hätte nichts mit Rechtsextremismus zu tun?

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Letztlich ist es leider wieder einmal allein die extreme Rechte, die mögliche Probleme durch die Zunahme der islamischen Bevölkerung in Europa anspricht und sich somit die Deutungshoheit über das Thema erschleicht. Der Schaden für eine freie, rationale Diskussion des Ganzen ist also enorm, denn solange sich nur die Rechtsextremen für das Thema engagieren, wird eine freie Diskussion nicht möglich sein. Bei den Fragen der Vertreibung scheint seit dem fragwürdigen Eingriff Frau Merkels in die „Causa Steinbach“ ähnliches zu drohen. Letztlich wieder nur ein Beweis, dass wichtige Positionen in der Politik kampflos der extremen Rechten überlassen werden – weil die angeblichen Konservativen in den etablieren Parteien eine klare Positionierung hierzu ablehnen. Ich hoffe sehr, dass sich in Deutschland und Europa eine Islamkritik entwickeln kann, die nicht mehr allein durch Neonazis und fragwürdige Persönlichkeiten vertreten wird, wie es leider momentan der Fall ist. Die berechtigte Islamkritik muss in die Mitte der Gesellschaft getragen werden. Und wie schon Peter Scholl-Latour einmal treffend formulierte: „Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt.“ Die Reaktion eines gläubigen Christen auf die Islamisierung sollte also nicht nur in Protest GEGEN bestehen, sondern auch im Leben und Eintreten FÜR. Nur wer seine eigenen Werte und Stärken kennt, kann einem Gegner aufrecht ins Auge blicken.

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