Dienstag, 15. Januar 2008

Der Rattenfänger vom Saarland


Was macht ein Politikstudent, wenn Dienstagsabends nichts im Fernsehen kommt? Genau, er geht zu Wahlveranstaltungen. Und ja, auch zu denen, die ihm eigentlich gar nicht passen. Denn man weiß ja nur wofür man ist, wenn man weiß wogegen man ist.. oder so ähnlich. Jedenfalls trabte der Reaktionär heute brav zum Marburger Softwarecenter, wo der Oskar ausm Saarland Wahlkampf für Hessen betrieb. Wollte man sich eben mal anhören. In der Tat konnte man es auch nur hören, denn der Saal war so klein und überfüllt, dass es leider nur in der Vorhalle möglich war, den Rednerkünsten Lafontaines zu lauschen.
Und reden kann er, der Oskar. Mahnen kann er, Anprangern kann er. Klares Welt- und Feindbild hat er. Die neoliberale Clique, die unser Land aussaugt. Die neoliberalen Medien, die diesen Vampirismus unterstützen. Vor ein paar Monaten hat sich schonmal jemand über die gleichgeschalteten Medien beschwert, wurde aber nicht mit Applaus, sondern mit einer Kündigung belohnt. Wer war das doch gleich? Irgendwas mit Johannes B. Kerner glaub ich.

Jedenfalls motzte Oskar ne gute Stunde lang über Koch, die Bundeswehr und die neoliberalen Parteien, die alle Parteien außer der Linkspartei sind (also auch SPD und Grüne). Touché Oskar, da gehört schon ordentlich Chuzpe zu! Patente Lösungen zu bieten hatte er allerdings nicht. Zwar viele Worte was die Linkspartei machen will, aber keine Worte WIE sie das machen kann. So schlimm es klingt, aber selbst ein "Ausländer raus!" von der NPD ist aussagekräftiger als die ewige Motzerei ohne Angebot von Lösungsvorschlägen durch die SED äh Linkspartei. Was auch gut ist, weil sich die NPD damit gar nicht anstrengt, die hässliche Fratze des Totalitarismus zu verbergen. Die Linkspartei hingegen kann genau das sehr gut. Erst bei dem (sinngemäßen) Ausspruch Oskars "Man muss sich fragen, ob die repräsentative, parlamentarische Demokratie eine wirkliche Demokratie ist! (Applaus)" schien er endlich mal Tacheles zu reden.
Sauber Oskar, besser kann man nicht zu verstehen geben, dass man lieber Sowjets installieren würde! Toll auch die Sache mit der Bundeswehr: Die ist in Afghanistan ganz ganz falsch, Deutschland sowieso ein militaristischer, völkerrechtsmissachtender Staat, der sich an Privatkriegen beteilige. "Wenn in der Diskussion um jugendlichen Straftätern mangelnde Sicherheitskräfte bemängelt werden, dann sage ich nur: Wir haben doch genügend Sicherheitskräfte, man muss sie nur vom Hindukusch abziehen". Also Bundeswehr raus aus Afghanistan und rein in deutsche U-Bahnen oder wie? Treffend kommentiert Thielus:

"Ich weiß - auch nach neun Monaten bei der Panzertruppe - nicht, wie man einen Panzer auf einen Bahnsteig kriegt, aber das ist sicher nur ein logistisches Problem."

Recht hat er, die Linkspartei hat auch für das bestimmt kompetente Lösungen anzubieten. Übrigens konnte ich dann doch noch einen Blick auf den Großen Mann werfen, als er 10 Minuten nach seiner Rede hastig das Gebäude verließ und ich mich plötzlich in weniger als 2 Metern Entfernung zum Rächer der Entrechteten (bzw. des Prekariats) wiederfand.
Aber wie bei allen geschichtsträchtigen Begegnungen endete auch diese recht schnell, als Oskar unter Geleit seiner 4 Bodyguards in seinen glänzenden, großen VW Phaeton einstieg. Hierzu noch ein passender Einpeitsch-Spruch von Oskar: "Wissen Sie, was das für ein Gefühl ist, nicht zu wissen ob Ende des Monats das Geld langt, um einkaufen zu gehen? Um die Stromrechnung bezahlen zu können?" Oskar weiß es bestimmt.

2 Kommentare:

Thielus hat gesagt…

sehr schöne Zusammenfassung, aber es war nur ein Bodyguard, dazu kam der Chauffeur und der SaalSchutz (SS), der meines Erachtens nach die Hälfte der Anwesenden ausmachte^^

Sophie hat gesagt…

ja, doch - sehr treffend dein artikel - ABER: es waren schon einige sitzplätze (250? 300?) -- nur natürlich dann nicht mehr, wenn man erst um 10 vor 8 da ankam... :P ich hab ja bequem gesessen - frontal, in der 5. reihe... ;D