Dienstag, 29. Mai 2007

Vom Fortschritt und vom fort-schreiten

Wichtiges Thema. Spannendes Thema. Fortschritt. Wie dem Blognamen zu entnehmen, bezeichne ich mich selbst als Reaktionären, sprich dem Fortschritt ablehnend gegenüberstehend. Eigentlich ist das nicht ganz korrekt von mir, denn ich bin ja nicht jedwedem Fortschritt gegenüber abgelehnt. Sonst besäße ich nicht diesen PC und würde nicht hier rumbloggen, sondern meine Gedanken wohl bei Kerzenlicht mit Tinte und Federkiel auf dreifach gegerbtem Pergament notieren. Wenn ich hier von Fortschritt und Modernisierung etc. rede meine ich nicht primär den technischen, sondern vielmehr den geistigen Fortschritt.

Ist dem Leser aufgefallen, wie in unserer Gesellschaft das Wort "Fortschritt" sofort mit fast ausschließlich positiven Attributen oder Gedankengängen versehen wird? "Rückschritt" hingegen ist ein durch und durch negativer Begriff, der unter anderem jeder halbwegs konservativen Kraft in Politik und Gesellschaft aufgedrückt wird. Alles drängt nach vorne, zu immer neuen Höhen geistigen und technischen Fortschritts, was gestern noch gut war, ist heute schon rückständig und somit negativ besetzt. Doch ist Fortschritt wirklich immer nur positiv? Einige Beispiele, die zum Nachdenken über Fortschritt anregen sollen.

1. Es ist ein Fortschritt, dass Frauen heute primär berufstätig sein sollten. Die "Hausfrau"ist rückständig und von vorgestern. Um diesen Fortschritt zu fördern, fordert die Politik Kleinkinderkrippen, um der Frau nach der lästigen Geburt so schnell wie möglich wieder die Arbeit zu ermöglichen. Die dadurch erfolgende Entfremdung von Mutter und Kind nimmt immer schlimmere Maße an und gipfelt in den sich häufenden Fällen von Verwahrlosungen und Morden an Kleinkindern und Babys. Wahrscheinlich müssen solche Phänomene jedoch um des Fortschritts willen in Kauf genommen werden.

2. Es ist fortschrittlich, den christlichen Glauben an Gott in Politik und Alltagsgesellschaft zu negieren. Politiker, die bei der Eidesformel auf den Zusatz "so wahr mir Gott helfe" verzichten zeigen sich fortschrittlich und aufgeklärt. Dass der selbe Politiker den islamischen Glauben in Deutschland forciert und dafür sorgt, dass Muslime ungestört nach den Regeln der Sharia leben (und töten) können macht ihn aber seltsamerweise nicht rückständig, sondern nur umso fortschrittlicher, denn in der Ablehnung des Christentums bei gleichzeitiger Bewunderung des Islams zeigt sich erst der wirklich aufgeklärte Mensch.

3. Es ist fortschrittlich, dass manch hart arbeitender Mensch zwei oder drei Jobs braucht, um seine Familie ernähren zu können. Fortschrittlich ist auch, dass sich jeden Nachmittag im Talk-Fernsehen stolze Arbeitslose präsentieren dürfen, die lauthals Argumente wie "Warum arbeiten? Der Staat zahlt ja!" vortragen. Angst um ihre monatliche Überweisung vom Staat brauchen sie nicht zu haben, denn wir leben ja Gott sei Dank in einem modernen Sozialstaat.

Diese Diskussion lässt sich ad absurdum führen. Ich möchte jedoch nochmal auf meine Überschrift Bezug nehmen: Vom Fortschritt und vom fort-schreiten. Die gebetsmühlenartige Doktrin vom notwendigen Fortschritt lässt den Menschen in der Tat fort schreiten: Immer weiter weg von Werten wie Familie, Glauben, Tugendhaftigkeit. Modernisierung um jeden Preis... Der Preis wird gezahlt von getöteten Kleinkindern, Opfern von Amokläufen und der Dritten Welt. Der momentane Fortschritt geht einher mit einer beispiellosen Verrohung der Gesellschaft. Bringt ein mutiger Politiker oder Schriftsteller dies auf den Punkt und fordert eine "Wertediskussion" oder gar eine "Leitkultur", stürzen sich die Fortschrittsfanatiker aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens auf diesen rückständigen Nestbeschmutzer. Anstatt sich auf die Werte zu berufen, die dieses Land und Europa stark und groß gemacht haben, findet ein Ausverkauf derselben statt.

Wie schreibt Peter Hahne so treffend: "Wir brauchen Leute, auf die man sich verlassen kann. Die sich nicht versprechen, wenn sie etwas versprechen. Propheten, die gegen den Strom der Zeit predigen." - Er hat meine vollste Zustimmung. Wie tief müssen die Menschen noch im Strom der Zeit versinken, bis man erkennt, dass der Weg zu einem besseren Leben nicht mit dem Strom, sondern nur gegen den Strom machbar ist?

2 Kommentare:

Till hat gesagt…

Siehst Du (natur-)wissenschaftlichen Fortschritt als technisch oder geistig?

Jetzt denke gut drüber nach, was Du sagst... ;)

Till hat gesagt…

Bravo übrigens für die drei Beispiele! Meine vollste Zustimmung hierzu.

Deine Einträge haben allerdings den Unterton, dass nur religiöse Menschen gute Menschen sind/ Tugenden besitzen. Da meiner Meinung nach der Religion kein höheres Wesen zugrunde liegt, sondern der Mensch selbst, bin ich der Ansicht, dass man nicht religiös sein muss, um Tugenden zu entwickeln.